Siegfried Geismar

Kirchstraße 4

Geismar, Siegfried

geboren 12. Januar 1879 

deportiert 1940 nach Gurs

über Recebedou, Noe, Drancy

1943 nach Majdanek / Lublin

tot in Majdanek

 

Siegfried Geismar wurde am 1. Dezember 1877 in Breisach geboren. Er war Metzgermeister und wohnte mit seiner Familie ab dem 28. Oktober 1910 in der Kirchstraße 4 (heute Kreuzkirchstraße 4) wo er eine gut gehende Metzgerei führte. Gemeinsam mit seiner Frau Judith, geb. Beck, hatte er vier Kinder, drei Töchter und einen Sohn. 1933 war das Geschäft der Geismars vom Boykott gegen jüdische Geschäfte betroffen.

Tochter Hedy schilderte nach dem Krieg in einem Interview den Alltag der Juden in Offenburg  vor 1933. Sie berichtete von Begegnungen mit Einheimischen, von denen einige versuchten, die diktatorischen Maßnahmen der Nazis zu mildern. Andererseits übten überzeugte Nationalsozialisten gerade auf lokaler Eben einen kaum erträglichen Druck auf die jüdische Bevölkerung aus.

Im Mai 1938 wurde die Metzgerei der Geismars schließlich geschlossen und die Familie wohnte seit dem 5. Mai 1938 in der Gaswerkstraße 17. Während die beiden Töchter Hedwig Hedy und Bella Margarete sowie der Sohn Norbert nach England und Palästina beziehungsweise in die USA auswandern konnten, wurden die Eltern und die Tochter Alice Erna 1940 nach Gurs deportiert. Von dort aus konnte Alice Erna mit ihrem Mann über die Schweiz nachNordamerika fliehen. Judith Geismar kam von Gurs nach Récébédou und nach Noé. Am 17. August 1943 wurde sie nach Lonis-le-Saunier entlassen und konnten 1946/47 in die USA auswandern, wo sie am 12. August 1948 starb.

Siegfried Geismar überlebte die nationalsozialistische Schreckensherrschaft nicht. Er wurde über Récébédou, Noé und Drancy am 4. März 1943 nach Majdanek/Lublin deportiert. 1945 wurde er für tot erklärt.

Quelle: Stadtarchiv Offenburg