Franz Karl Bühler

Glaserstraße 7

Bühler, Franz Karl

geboren 28. August 1864

1898 Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau

1900 Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen

4. April 1940 ermordet im Rahmen der Behinderten-Euthanasie im

ehemaligen Behindertenheim Grafeneck

Glaserstraße 7

Franz Karl Bühler wurde am 28. August 1864 in Offenburg geboren. Sein Vater Karl Bühler, der aus Offenburg stammte, hatte 1863 Euphrosyne Peter aus Achern geheiratet und sich im gleichen Jahr mit einer Schmiedewerkstatt in der Glaserstraße 7 in Offenburg selbständig gemacht.

Karl Franz war ein guter Schüler. Nach der Schulzeit machte er eine Schlosserlehre im Betrieb des Vaters. Da er eine außerordentliche Begabung zeigte, studierte er an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und besuchte in München ein Jahr lang die gewerbliche Fortbildungsschule. Im Offenburg Stadtarchiv werden seine Skizzenbücher und Zeichnungen aufbewahrt. Durch sie kann man nachvollziehen, wohin ihn seine Wanderjahre geführt haben.

Nach verschiedenen Preisen für seine Kunstschmiedearbeiten im Inland, erhielt Karl Franz Bühler auf der Weltausstellung 1893 in Chicago eine Medaille für Kunstschlosserei. Das prämierte schmiedeeiserne Tor steht heute im Stadtgarten in Karlsruhe, Eingang Wolf-Anlage.

Nach seiner Rückkehr aus Chicago wurde er als Lehrer für Kunstschlosserei an der Kunsthandwerkerschule in Straßburg tätig. Nach nur drei Jahren Lehrtätigkeit wurde ihm 1897 gekündigt, da sich unüberwindbare Differenzen zwischen Schulleitung, Kollegium und Schülern einerseits und und Franz Karl Bühler andererseits aufgetan hatten. Die Kündigung traf ihn so tief, dass ihn von diesem Zeitpunkt an Verfolgungsängste quälten. 

Nach einem Aufenthalt in Hamburg, wo er zum ersten Mal für kurze Zeit Patient in einer Anstalt war, ging er in die Schweiz. Dort wurde er in die Irrenanstalt Breitenau eingewiesen und im Mai 1898 in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau überführt. Zwei Jahre lang versuchte er mit juristischen Mitteln immer wieder, entlassen zu werden. Während dieser Zeit führte er seine künstlerische Arbeit fort und drang darauf, ein eigenes Zimmer zu bekommen, um besser arbeiten zu können. Sein Verfolgungswahn verstärkte sich: Vor "der gefährlichen Einflussnahme von außen" und vor "Vergiftungsgefahr" versuchte er sich zu schützen. 

Im April 1900 wurde Bühler in die Badische Heil- und Pflegeanstaltin  Emmendingen verlegt. Die Anstalt war nach einem psychiatrischen Reformkonzept gestaltet: "In einem harmonischen Wechsel von medizinischer Behandlung und Entspannung, von Arbeit und Unterhaltung, von Spiel, Musik, Lektüre und Spaziergängen im Park oder sportlicher Betätigung sollten Körper, Geist und Seele geheilt werden und dem Patientender Eindruck der Internierung genommen werden."*

Bühler konnte sich ungehindert seiner künstlerischen Arbeit widmen. Eine enorme Zahl von Bildern und Zeichnungen ist in dieser Zeit entstanden, von denen etwa 150 in der Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg aufbewahrt werden.

1940 wurde Franz Karl Bühler Opfer des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten. In Grafeneck, einem kleinen Ort auf der schwäbischen Alb, wurde er vergast. Dieses Schicksal teilte er mit Tausenden von psychisch Kranken und geistig oder körperlich Behinderten, die in die Anstalt eingeliefert und dann ermordet wurden.

Quelle: Stadtarchiv Offenburg

* Ruth Keller-Kempas: Franz Karl Bühler - Eine Biographie in: Franz Karl Bühler, Bilder aus der Prinzhorn-Sammlung.