Tatütata, die Feuerwehr ist da!

Da teilt ein Pressesprecher der Feuerwehr Offenburg immer wieder mal rassistische, ausländerfeindliche, sogar antisemitische Posts bei Facebook und was passiert? Nichts.

 

Mehr als 200 Freunde, Feuerwehrleute und städtische Bedienstete folgen dem Account des Pressesprechers, der selbst auch mit AfD-Unterstützern, Neonazis und pegida-ähnlichen Seiten verbunden ist und deren Inhalte weiterverbreitet: Hetze gegen Migranten, gegen die Demokratie, gegen den angeblichen Sprachfaschismus und die Klimapolitik der Grünen. Niemand widerspricht, niemand greift ein, niemand von der Feuerwehr und niemand von der Stadt.

 

Als sich nach einem Jahr doch mal ein junger Feuerwehrkamerad öffentlich darüber beschwert, sperrt ihn der Pressesprecher auf dem offiziellen Account der Feuerwehr, löscht binnen weniger Stunden alle fraglichen Inhalte auf seiner Seite und behauptet fortan, sein Account sei gehackt worden. Sogar eine eidesstattliche Versicherung will er darüber abgeben. Doch die Behauptung, dass die Inhalte nicht von ihm gepostet worden seien, ist gelogen: Wir beobachten den Account schon seit rund einem Jahr und es gibt Screenshots von vielen demokratiefeindlichen Posts.

 

Viele Postings, die der Pressesprecher verbreitet hat, stammen von demokratiefeindlichen Seiten, auf denen gegen Asylbewerber, gegen Migration, gegen Minderheiten, gegen politische Institutionen und insgesamt gegen unsere multikulturelle Gesellschaft gehetzt wird. Personen, deren Inhalte der Pressesprecher teilte, gehören ihren Facebook-Accounts nach zum Umfeld der AfD und sogar zur Szene der Neo-Nazis.

 

Jeder Feuerwehrmann, jede Feuerwehrfrau und alle städtischen Bediensteten, denen diese Posts auf Facebook angezeigt worden sind, müssen sich fragen lassen, warum sie nichts dagegen unternommen haben: Gelten solche Inhalte bei Stadt und Feuerwehr inzwischen als „normal“? Warum hat niemand den Schreiberling einmal angesprochen? (Wir haben das in Kommentaren getan, aber nie eine Reaktion erhalten) Warum hat niemand die Vorgesetzen bei der Feuerwehr und bei der Stadt in Kenntnis gesetzt? Und vor allem: Warum hat nie jemand widersprochen?

 

Der Stadt Offenburg sowie der Feuerwehr fehlen entsprechende Compliance-Regeln sowie eine Ansprechstelle für rassistische Vorfälle. Anlässe, so etwas einzurichten, hat es in den Corona-Monaten reichlich gegeben. Offensichtlich interessiert sich niemand dafür.

 

Dazu passt, dass der junge Feuerwehrmann, der die rassistischen und demokratiefeindlichen Vorfälle nun öffentlich machte und inzwischen seine Uniform abgelegt hat, jetzt von einem Shitstorm überzogen wird - ausgelöst durch den Kommentar des Lokalredakteurs beim rechtspopulistischen Offenburger Tageblatt. Dort werden die rassistischen Entgleisungen kurzerhand als „politische Unkorrektheiten“ verharmlost: In einer Welt, in der Rassisten von einer „Gesinnungspolizei“ ausgegrenzt werden, wolle der Kommentator nicht leben, heißt es weiter. So etwas habe es zuletzt in der DDR gegeben.

 

Mal davon abgesehen, dass der OT-Redakteur diesen rechtspopulistischen Gedanken bei Reichelt und Döpfner von der BLÖD-Zeitung abschreibt, hilft ihm dann wohl nur das Auswandern: Wir werden Rassisten auch weiterhin öffentlich an den Pranger stellen, erklären uns solidarisch mit dem mutigen Ex-Feuerwehrmann und fordern die Stadt zu einem konsequenten Eingreifen in dieser Angelegenheit auf!