Strafbefehl für Offenburger Querdenkerin

Auf dem Platz der Verfassungsfeinde sammelt man neuerdings Geld: Eine Offenburger Ärztin habe einen Strafbefehl erhalten, gegen den sie Einspruch erheben wolle, heißt es auf der Internetseite www.zeig-dein-gesicht/perin.de. Die Medizinerin soll 22.500 Euro zahlen oder eine Gefängnisstrafe von 150 Tagen absitzen, wie dort weiter mitgeteilt wird. Die für einen Einspruch fälligen Anwaltskosten sollen diejenigen finanzieren, die sich seit Mai am Platz der Verfassungsfreunde versammeln. Dafür wird auf der vom Achener Unternehmer Hubert Kraus betriebenen Internetseite sowie auf einer Facebook-Seite die Kontonummer der Offenburger Homöopathin mitgeteilt. Zahlungen ihrer Unterstützer sollen dort als „Schenkung“ eingehen – dafür wird sich vielleicht auch das Finanzamt interessieren.

 

Die auch als Homöopathin tätige Ärztin war nicht nur am Platz der Verfassungsfeinde, sondern auch auf zahlreichen Querdenker-Demos bundesweit mit der Gitarre aktiv. Zuletzt hat die Staatsanwaltschaft gegen sie ermittelt, weil sie Atteste zur Befreiung vom Mundschutz für Menschen ausgestellt hat, die ihr nicht einmal persönlich bekannt sind.

 

Auf der Seite von Hubert Kraus wird sie als „Löwin“ bezeichnet, „die für unsere Freiheit kämpft“. Alle Menschen, die in tatsächlichen Freiheitskämpfen ihr Leben ließen, werden damit von den Querdenkern herabgewürdigt. Wenn die „Löwin“ ihre Strafe akzeptiert oder wenn sie mit ihrem Einspruch vor Gericht unterliegt, droht ihr allerdings der Entzug der Approbation. Nach Auskunft der Landesärztekammer wartet man dort lediglich den Ausgang des Strafverfahrens ab, bevor man entsprechende Untersuchungen einleitet. Das hat auch Kraus erkannt: „Ihre Zulassung ist, wenn sie diesen Weg geht, auch weg. Für sie gibt es keine Alternative.“

 

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, sagt Theodor W. Adorno 1944 unter dem Eindruck des faschistischen Terrors in Europa und bekräftigt damit die Notwendigkeit, sich auch in einer Krise den Sinn für das Richtige zu bewahren. Und Querdenken ist in Zeiten der Pandemie nunmal unsolidarisch, unsozial und unverantwortlich.