Kraus setzt auf natürliche Auslese

Kraus setzt auf natürliche Auslese

 

Die Badischen Neuesten Nachrichten bieten dem Achener Unternehmer Hubert Kraus in einem Interview Gelegenheit, seine politisch ungebildeten und teilweise menschenverachtenden Ansichten zu den Pandemie-Maßnahmen der Bundesregierung einer breiteren Öffentlichkeit mitzuteilen. Zuletzt sind immer weniger Menschen zu seinen Versammlungen gekommen (in Ettenheim hat er sogar um Teilnehmer betteln müssen) und niemals waren es 800, wie er in der Zeitung behauptet.

 

Neben Halbwahrheiten und Fake-News über das Virus, zur Wirkung von Mund- und Nasenschutz oder zur Funktionsweise der PCR-Tests breitet der Corona-Aktivist ein Menschenbild aus, das auf einer Art Selektionsprinzip, einer natürlichen Auslese unter den Menschen, beruht, bei dem Alte, Kranke und Schwache einfach auf der Strecke bleiben. Ähnliche, auf der Theorie des Sozialdarwinismus gründende Vorstellungen dienten vor 100 Jahren auch den Nationalsozialisten zur Entwicklung ihrer faschistischen Rassenpolitik.

 

So sagt Kraus etwa, dass am Virus bislang vor allem „ältere Menschen mit Vorerkrankungen“ gestorben seien, und zwar deshalb, weil viele von denen „ein geschwächtes Immunsystem“ hätten - „letztlich durch eigenes Verschulden, weil sie eine entsprechende Lebensweise gepflegt haben.“ Wenn man stattdessen auf sich achte und sein Immunsystem stärke, könne man dem „entgegenwirken“, behauptet er nach dem Motto: Gesunder Geist in einem gesunden Körper. Die körperliche Ertüchtigung zur Erhaltung der Gesundheit spielte aus ideologischen Gründen ebenfalls im Nationalsozialismus eine zentrale Rolle.

 

Den Hinweis, dass zunehmend auch junge und gesunde Menschen mit schweren Verläufen und ernsthaften Spätfolgen erkranken, wischt er mit der zynischen Aussage beiseite, dass auch diese Menschen dann wohl ein „Problem mit der Psyche“ hätten. „Wie entsteht zum Beispiel Krebs“, fragt er zurück und gibt gleich selbst die Antwort: "In 80 Prozent der Fälle“ sei dafür „Stress die Ursache“. Das ist nicht nur wissenschaftlich falsch und höchst gefährlich, sondern auch eine Unverschämtheit gegenüber allen gesundheitlich angeschlagenen, alten und kranken Menschen in unserer Gesellschaft. Wie alle Aktionen der Gegner der Pandemie-Maßnahmen sind auch diese Aussagen unsozial, unsolidarisch und unverantwortlich.

 

Weil sie aber geeignet sind, unsere Gesellschaft zu spalten und gegen die von uns gewählten politischen Vertreter aufzuhetzen, macht sie sich inzwischen sogar die AfD zu eigen. Am Sonntag präsentierten sich die drei Afd-Stadträte Offenburgs am Sonntag mit schwarzen Anzügen und einem Trauerkranz für das vermeintlich zu Grabe getragene Grundgesetz (und ausschließlich für ihre rechtsradikale Medienblase) auf den Stufen des Offenburger Rathauses. Diese demokratiefeindlichen Kameraden sollten sich für eine solchen Missbrauch ihrer Ämter schämen!

 

Angesicht der heute bekanntgegebenen Zahl von 268 neu Infizierten im Ortenaukreis sind die Behörden dringend aufgerufen, dieser Art von Volksverhetzung endlich ein Ende zu bereiten!