Rechtsextremer Elsässer baut Bomben

Unter größter Geheimhaltung ist Ende August im benachbarten Elsass ein rechtsextremer Bombenbauer festgenommen worden. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung im elsässischen Rouffach fand die Polizei vier teilweise einsatzbereite Sprengsätze, Uran-Erz und Hinweise auf einen rechtsextremen Hintergrund des des 26-Jährigen.
Am 26. August hatte die Kriminalpolizei Colmar einen Hinweis aus einer Berufsschule erhalten: Einer der Schüler habe sich damit gebrüstet, mehrere Bomben gebaut zu haben, entsprechende Videos davon seien im Umlauf. Ein couragierter Lehrer meldete den Verdacht und die Strafbehörden erwirkten einen Durchsuchungsbefehl.
Die leitende Staatsanwältin Catherine Sorita-Minard ließ die Razzia unter äußerster Geheimhaltung durchführen, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern, und die schnelle Reaktion war mehr als berechtigt: Die Ermittler stießen im Haus der Eltern des Verdächtigen nicht nur auf drei einsatzbereite Sprengsätze und einen weiteren vorbereiteten, es wurde darüber hinaus pulverisiertes Uranerz gefunden, mit dem man einen begrenzt radioaktiven Sprengsatz herstellen kann.
Der 1995 geborene Verdächtige erklärte, er hätte die Materialien bei eBay gekauft und sich entsprechende Bauanleitungen im Internet besorgt. Neben den Sprengsätzen fand die Staatsanwaltschaft Nazi-Aufnäher, rechte Schriften, Hakenkreuze und eine komplette Kutte des Ku-Klux-Klan.
Vor seiner Festnahme war der Mann nicht als Extremist in Erscheinung getreten und er stand auch auf keiner Terrorliste in Frankreich. Er war jedoch als Drogenkonsument und psychisch auffällige Person bereits in der Vergangenheit mit der Polizei in Kontakt. Laut seiner Auskunft wollte er die Sprengsätze zu Silvester auf freiem Feld zur Explosion bringen. Der Mann sitzt nun in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen mehrerer Verstöße ein.
Das Städtchen Rouffach ist kein unbeschriebenes Blatt, was den Rechtsterrorismus angeht: Am 8. September 2005 wurde dort der marokkanische Senior Lhabib Benamar mit einem Sprengsatz getötet. Verantwortlich für diesen Mord war die rechte Terrorzelle Tiwaz 2882. Die damaligen Täter wurden verurteilt und sitzen noch bis zu 30 Jahre lang in Haft. Zu der Frage, ob es sich bei dem Verdächtigen um einen Einzeltäter handelt oder ob er in einem Netzwerk aktiv war, halten sich die Behörden bedeckt. Es soll aber Kontakte zu einem belgischen Rechtsextremisten gegeben haben.
Zwei Tage nach der Festnahme des Bombenbauers sind an mehreren Stellen der elsässischen 4000-Seelen-Gemeinde antisemitische Parolen angebracht worden, unter anderem auf der Friedhofsmauer. Kein Einzelfall bei den Nachbarn: Im südlichen Elsass hat es in den vergangenen Jahren rund zwei Dutzend solcher Vorfälle gegeben. Der gravierendste Fall war 2019 die Zerstörung von 240 jüdischen Gräbern auf drei jüdischen Friedhöfen. Dort wurden ebenfalls nationalsozialistische Symbole und antisemitische Sprüche hinterlassen. Betroffen von den rechten Schmierereien waren in der Vergangenheit neben jüdischen Friedhöfen und einer ehemaligen Synagoge auch Rathäuser, Kirchen und Schulen. Bisher gab es bei den französischen Behörden keine Festnahmen im Zusammenhang mit diesen Vandalismus-Fällen.
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