+++ Kurz vor dem Ende
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Auf dem Marktplatz in Offenburg
haben an diesem Samstag nur noch knapp drei Dutzend Angereiste die paranoiden Reden aus der Talentschmiede des Rechtsextremisten Marco Kurz hören wollen. Von verängstigten Kindern, die wegen
angeblicher Ausgangsbeschränkungen in dunklen Kellerlöchern aufwachsen müssen, war die Rede, und davon, dass „die da oben“ auf jeden Fall weg müssen, denn die von uns gewählten Politiker seien
allesamt unqualifiziert. Auf seinem froschgrünen Hemd trug Kurz den
Spruch »Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen«. Rechter Propaganda zufolge stammt der von Friedrich Schiller. Das Literaturarchiv in Marbach hat aber längst
klargestellt, dass dies gar nicht stimmt.
Einige der rechten Zuhörer waren anschließend auch auf dem Platz der Verfassungsfreunde anzutreffen. Dort hatte Hubert Kraus, der noch immer durch rassistische, antisemitische und
verschwörungsideologische Posts in sozialen Netzwerken und Chatgruppen auffällt, mehr als 400 Impfgegner, Regierungsgegner und Rechtsextreme versammelt - mehr denn je. Auch dort war die
Forderung, die Regierenden aus dem Amt zu jagen, weil man sich in Freiheit und Grundrechten eingeschränkt sieht.
Dafür musste am Ende sogar ein etwa sechsjähriges Kind als Zeuge herhalten, dem kurzerhand das Mikrofon in die Hand gedrückt wurde, damit es von seinem Corona-Alltag erzählt.
Unser politisches System stehe kurz vor dem Ende, sagte ein Redner, die Herrschenden würden einen Krieg vorbereiten gegen das Volk.
Alternativen zu unserer repräsentativen parlamentarischen Demokratie haben die Widerstandsschwurbler ebenso wie die Rechtsradikalen übrigens nicht zu bieten. Sie fordern Neuwahlen und wollen dann
nicht wählen gehen.
Vor solchen verantwortungslosen Egozentrikern werden wir Demokratie und Gemeinwesen schützen. Dummheit darf nicht die Welt regieren: Unsere Alternative heißt Solidarität!